Nordlandreise mit Wohnwagen 2017

  • Hallo zusammen,


    Mitte Juni 2017 bin ich mit dem Moped nach Norden aufgebrochen, um mir alleine Skandinavien anzuschauen, wo ich, außer in Dänemark, noch nie war.


    Nach 7 Jahren Projektarbeit konnte ich erstmals drei Wochen Urlaub am Stück nehmen und nachdem meine Töchter jetzt beide mit der Schule fertig sind
    und studieren oder eine Ausbildung machen, konnte ich auch außerhalb der Ferienzeit fahren, denn ich wollte endlich die Mitternachtssonne erleben
    und wenn ich schon oberhalb vom Polarkreis war, auch das Nordkap mitnehmen.


    Auf dem Weg nach Norden bot es sich an, jeweils zwei Tage in Kopenhagen und Stockholm zu bleiben und sich die beiden Städte im Sommer anzuschauen.
    Stockholm kannte ich noch gar nicht und Kopenhagen nur von einer Geschäftsreise im Januar (brrrr) vor vielen Jahren.


    Den Starttermin legte ich so, dass ich am Mittsommerwochenende in Stockholm wäre und ich hoffte auf viele Amischlitten und rauschende Parties am Ostseestrand.


    Und nach 15 Jahren mit der 11er Pan würde das auch meine erste große Reise mit der im Februar erworbenen 16 Jahre alten 18er werden.
    Natürlich mit meinem kleinen Airstream am Haken.


    Die Grobplanung ergab rund 9.500 km Straße plus 22 Fährstrecken :)


    Tommy

  • Nach der 8.500 km Spanientour mit meiner ersten 11er im Jahr 2014 würde das die zweite größere Reise mit dem Anhänger werden.


    Ich fuhr am Freitag dem 16. Juni um 15 Uhr nach der Arbeit los und wollte noch bis in die Nähe von Erfurt kommen.


    Über die B85 fuhr ich durch den Bayerwald und dann weiter über die B22 und durch's Fichtelgebirge. Zum Abendessen gabs um acht den letzten Döner, bevor der Türke irgendwo in Thüringen seinen Laden abschloss.


    Hinter Rudolstadt begann ich einen Übernachtungsplatz zu suchen und das Navi zeigte mir einen langen gut befestigten Feldweg links an.


    Unter ein paar Windrädern ließ ich nach 408 km meine Hängerstütze fallen und legte mich in mein Dosenbett.

  • Am Samstag morgen geht es weiter auf der B4 Richtung Magdeburg und durch den Harz mit Tempolimit 60 überall. Trotzdem wimmelt es von Motorradfahrern.
    Mein Zümo schickt mich auf dem kürzesten autobahnfreien Weg Richtung Fehmarn durch Lübeck.


    In der Warteschlange in Puttgarden unterhalte mich mit einem kleinen Spanier, der auf einer 950er KTM auf dem Weg nach Norden ist
    und nach der Überfahrt mit meiner ersten Fähre, entschließe ich mich dazu, bis Kopenhagen durchzufahren.


    Bei Sonnenuntergang noch ein Abendessen bei Burger King und um 11 laufe ich nach 724 km am Campingplatz Fort Charlottenlund ein.
    Die Rezeption ist zu, aber auf dem Strandparkplatz kann ich im Hänger schlafen.

  • HIER findet Ihr meine Bilder der ersten zwei Tage in voller Größe.


    Tommy

  • Um acht macht das Strandcafe mit Bäckerei auf, das gleichzeitig als Rezeption fungiert, aber ich muß noch warten, bis der erste Camper abreist, um auf dem voll besetzten Platz einzuchecken.
    Ich nehme einen vierfachen Espresso und setz mich in die Sonne, es hat schon gut über 20 Grad.


    Dann darf ich den Hänger zwischen die Igluzelte bei den Kanonen ziehen, fahr das Moped wieder raus auf den Parkplatz und geh duschen.


    Die Jacke wandert wg. blauem Himmel in den Koffer und ich mach mich auf den Weg durch die wunderschönen nördlichen Vororte direkt am Öresund entlang.
    Dann zurück nach Süden mitten in die Stadt. Am Tivoli ist es mir zu voll und ich schau mir den Stadtplan genauer an.


    Mit dem Moped ist es gar nicht so einfach, weil die meisten Brücken nur für Radfahrer und Fußgänger sind.
    "Knallert forbudt! (Verbrenner verboten) steht an den Brücken.


    Mehr als 50% des Individualverkehrs läuft hier auf dem Rad. Sogar vierköpfige Familien sind in und auf Lastenrädern unterwegs.


    Aber ich finde den Weg nach Christianshavn in der Fahrradhauptstadt Nordeuropas und nach dem Größenvergleich
    mit einer italienischen Familienlimousine sogar einen Gratisparkplatz direkt am Kanal. Der Fiat 600 ist kürzer als die Honda, aber hat 5 Sitzplätze.

  • Nachdem ich am Kanal voller Bootsfahrer in Kayaks, Booten und Flößen entlanggelaufen bin, vorbei an Yachten,
    Wohnschiffen und Hausbooten, biege ich nach Christiania ab, das viel idyllischer ist als erwartet.


    Sonntags ist Gratiskonzert und am Marktplatz vorm Cafe Nemo spielt ne gute Band sehr basslastigen Jazzrock.
    Die Graswolken treiben aus dem Rauchergarten über den Platz und die Sonne verbrennt mir langsam meine Unterarme.


    Zu Fuß laufe ich weiter nach Nyhavn (nühaun) und gönne mir eine Kanalrundfahrt mit der blonden Pernille im flachlangbreiten Flußcabrio durch die Stadt
    und den äußeren Hafen zwischen einer zweiten Hausbootsiedlung in Refshaloen und der kleinen Meerjungfrau. Pernille kann japanisch! Beeindruckend!

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  • Statt der Meerjungfrau sehe ich nen Kleinen Meerjungmann in grünen Socken.


    Die Rückfahrt zum Camp führt mich durch auf dem ehemaligen Hafen- und Tuborg-Gelände neu gebaute Wohnungen direkt am Wasser mit vielen Bootsanlegern.
    Übrigens haben die Dänen keine Vorhänge an ihren Fenstern.


    Unterwegs noch ne Pizza Tonno mit Meerblick und danach auf dem höchsten Turm des Forts Reisetagebuch geschrieben. Ich mag die Stadt.


    Es fühlt sich an, als hätten die linken Pflasterstrand-Spontis der Achtziger ihr Ideal einer umweltfreundlichen Stadt am Wasser verwirklicht.
    Autos sind nicht verboten, aber Radverkehr ist viel schneller und praktischer. Die Radwege sind oft genauso breit wie die Autospuren.


    Und Wohnen auf und am Wasser ist hier nicht nur was für Millionäre.


    HIER sind die Bilder des ersten Tages in Kopenhagen zu finden.
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  • Der zweite Tag in Kopenhagen bringt mir wieder wolkenlosen Himmel und 28 Grad und beginnt mit einem Coffee Togo plus Croissant direkt am Meer.
    Danach Einkaufen und wieder mit dem Møped in die Stadt und per Stadtplan einen großen Park in der Innenstadt gesucht und gefunden.


    Die Hausbootsiedlungen auf der Halbinsel Refshaløen sind mein nächstes Ziel und nachdem ich meine Fotos gemacht habe, pack ich den Kocher aus und koch mir am äußersten Ende des Kais Espresso am Meer. Und heute hab ich Sonnencreme dabei.


    Während der Espresso noch blubbert, landet ein Wasserflugzeug in der Hafeneinfahrt und fährt zum Anlegesteg am anderen Ufer.
    Alle ein- und auslaufenden Yachten müssen auch direkt bei mir vorbei. Und auch das wieder startende Flugzeug.

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  • Die neue Müllverbrennungsanlage auf der Halbinsel ist so groß, dass mehr als der gesamte Müll Dänemarks dort verbrannt werden kann und man auf Einnahmen durch Müllimport rechnet.
    Das schräge Dach ist als Skipiste konzipiert, damit die Flachländer dazu nicht in die Alpen fahren müssen.


    Dann fahre ich in die ehemalige Papierfabrik an der zentralen Fahrradbrücke, in der Streetfood aus aller Welt verkauft wird und wo sich das Stadtvolk
    auf Biertischen und Liegestühlen den Bauch vollschlägt und in die Sonne hält. Besser hätte das Wetter nicht sein können.


    Nach einer ausführlichen Tour durch die nordwestlichen Vororte kehre ich abends zum Fort zurück und genieße den Sonnenuntergang wieder von ganz oben.
    Morgen früh geht es nordwärts am Øresund entlang nach Helsingør zur Fähre nach Schweden.


    HIER findet Ihr die Bilder von meinem zweiten Tag in Kopenhagen auf meiner Webseite in voller Grøße.
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  • Hi Thommy,


    liest sich gut


    Hoffe auf mehr Berichte :lol:

    Grüße ausm Ruhrpott


    Micha


    wenn man rechts dreht wird die Landschaft schneller

  • Am Øresund entlang bin ich schnell in Helsingør, setze mit meiner zweiten Fährfahrt nach Schweden über und biege spontan in die Wäder Smålands ein.
    Die Landschaft ist unspektakulär nett, führt immer wieder an Seen vorbei, aber auch lange durch Nadelwälder, teilweise auf Schotterstraßen.


    Immer wieder sehe ich riesige alte tiefergelegte Volvos cruisen, umgebaut zu Pickups und mit Warndreieck statt hinterem Nummernschild.
    Gedrosselt auf 25 km/h dürfen diese zweisitzigen Panzer wohl ab 16 gefahren werden und halten im ersten und zweiten Gang den Verkehr auf.
    Tatsächlich sind hier über die Hälfte der Autos Volvos aller Altersklassen. Die Schweden kaufen wohl bevorzugt heimische Ware.


    Ich habe immer noch bestes Wetter, alle Motorradfahrer grüßen, selbst von der Gegenfahrbahn herüber, als ich ein Stück Autobahn fahre.
    Zurück bei Valberg an der Westküste habe ich ca. den halben Weg nach Marstrand geschafft, wo ich übernachten möchte.


    Göteborg durchquere ich auf der Autobahn und biege nördlich davon in die Felsenschären ab, fahre der Sonne entgegen über Brücken von Insel zu Insel.
    Marstrand erweist sich als Luxusvorort Göteborgs mit Porsches und Maseratis, der starke Wind hält die Menschen in ihren gepflegten Häuschen.
    Kein Laden hat offen und der Campingplatz kostet 30 Euro, warme Dusche nicht inklusive! Ich fahre zurück aufs Festland und nordwärts.


    In Stenungsund liegt neben der Straße ein Campingplatz mit angeschlossenem Vandrarhejm (Jugendherberge) und ich frage nach dem Preis für eine Nacht.
    100 Kronen sind 10 Euro, warme Duschen sind gratis. Als ich meinen Hänger dort nach 475 km aufbocke, erkenne ich meine gestrigen Kopenhagener Nachbarn aus Heilbronn.
    Zwei schwedische Frauen mit vier Kindern in einem Riesentipi erzählen mir, dass sie nur 3 km weg wohnen, aber ihre Ferien trotzdem hier im Zelt am Meer verbringen.
    Und mit einem freundlichen Paar aus der Schweiz, die mit Fahrrädern unterwegs sind, verquatsche ich den Rest des Abends.

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  • Am nächsten Morgen fahre ich über die Brücke auf die Insel Tjörn und nach Norden weiter auf Orust. Tolle Landschaft mit viel Wasser und Sonne.
    Hierher werde ich nochmal mit dem Katamaran kommen. Weit genug von Göteborg entfernt, werden die Dörfer bodenständiger und die Boote kleiner.


    Nachdem ich den Vormittag in den Felsenschären verbummelt habe, geht es auf Strecke Richtung Vänersee, der zehnmal so groß wie der Bodensee ist.
    Angeblich soll man das andere Ufer nicht sehen können, aber ich komm auf der großen Halbinsel gar nicht an den See heran, weil alles in Privatwegen endet.
    Nur in Lidköping gibt es eine Marina mit Seeblick, aber der drittgrößte See Europas enttäuscht mich. Der Umweg war Zeitverschwendung.


    Ich nehm Kurs auf Berg am Roxensee, wo es eine Schleusentreppe mit neun direkt hintereinander liegenden Schleusen im Götakanal gibt.
    Im goldenen Abendlicht komme ich dort an und kann auch tolle Bilder vom über 100 Jahre alten Kanaldampfer "Wilhelm Tham" machen. Der Tag ist gerettet.


    Gegen neun geht die Sonne unter und ich fahre noch eine Stunde weiter Richtung Stockholm und nach 546 km übernachte ich auf einem leeren Uferparkplatz bei Krokek an der Ostsee.


    Hier alle Fotos dieser zwei Tage in Südschweden.
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