Sekundär Hauptbremszylinder marode

  • Ich behaupte mal, meine Pan befindet sich trotz der 110 TKm nach nunmehr 9 Jahren im Bestzustand. Seit ich mich selbst drum kümmern kann, befindet sie sich schließlich auch in einer "Permanent-Inspektion", wenn irgendwas anliegt, wird es gleich gemacht und nicht erst bis zur nächsten Distanz-Fälligkeit damit gewartet.


    So natürlich auch die Bremsen - allein schon aus purem Egoismus :mrgreen:


    Das war in der letzten Winterpause nicht anders, wegen Reifenwechsel waren die Räder eh draußen, da kann man sich recht bequem und unkompliziert den Bremssätteln und deren Drumherum widmen. Gleitbolzen, Gummitüllen, Manschette des SekundärHBZ vorne links - alles fein sauber gemacht und mit dem richtigen Fett versehen. Dachte ich. Wie ich jetzt weiss, hätte ich dort schon lange mal hinter die Kulissen schauen sollen, das geht nämlich :idea::idea::idea: Mit einem stumpfen Haken oder spitzen Fingern kann man die Gummimanschette an der Zylinderwandung verletzungsfrei anlupfen und zurück stülpen - dann hätte ich das hier >>> siehe Bilder <<< rechtzeitig entdeckt.
    So habe ich meine erste Tour (SKz 01.04.) mit rund 250 Km absolviert - keinerlei Auffälligkeiten. Fast nicht. Im Nachhinein erinnere ich mich, dass der Bremssattel vorne links auf die letzten 10 Km bei jeder Unebenheit wie Kanaldeckeln, Kopfsteinpflaster usw. so heftig geschlagen hat, wie ich es eigentlich nicht kenne. Auch glaube ich registriert zu haben, dass sie sich in der Garage etwas schwerer hat schieben lassen.
    Am folgenden Tag wollte ich wegfahren, aber bereits an der ersten Ecke will der Bock nicht mehr, mit gezogener Kupplung bleibt er mir stehen: Bremse hinten zu und geht nicht mehr auf. Natürlich gleich umgekehrt und ab auf die Bühne; die Ersatzteile - ca. 70 € - sind heute Mittag per Post von Oliver gekommen, jetzt rennt sie wieder.



    Horst

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  • Wie unschwer anhand der vorstehenden Bilder zu erkennen ist, hat die Manschette wohl längere Zeit Feuchtigkeit (Rost am Kopf der Druckstange) und vor allem Dreck - Sand + Staub - durchgelassen, warum auch immer.
    Aber das sind eher nur Äußerlichkeiten, das Gravierende ist dieser haarfeine Abrieb der Kolbendichtung, die mir diese mikrofeine Bohrung (siehe Bilder im folgenden Beitrag), vielleicht sogar die große Bohrung, verstopft hat. Damit kein Rücklauf der Bremsflüssigkeit mehr möglich, folglich bleibt die Bremse zu ...


    Zu den Ersatzteilen:
    Ich musste alles Bewegliche ersetzen, dafür gibt es einen Reparatursatz für ca. 70 € incl. Fracht bei Oliver im Shop.
    Wer im Rahmen von Inspektionen sich was Gutes tun will, kann auch den vorderen, äußeren Teil ersetzen. Gabel, Schaft, Manschette, Sicherungsring sind gesondert gelistet, bzw es gibt einen Kleinen Rep.-Satz für ca. 30 €.


    Um zu den Bohrungen zu gelangen, muss man die Schlauchanschlussplatte demontieren, darunter sitzt eine Gummidichtung und ein undefinierbarer Kunststoffnöppel - was immer der für eine Funktion hat.
    Diese Teile sind nicht im Katalog gelistet, kann man also nicht als Ersatzteil kaufen; sie sind Bestandteil des Sekundär-HBZ-Trägers, wenn also kaputt, dann den Träger ersetzen. Aber weder der Nöppel noch die Dichtung haben irgendwelchen Verschleiß gezeigt, da ist wohl die Zylinderbohrung der empfindlichere Teil.
    Nöppel + Dichtung lassen sich problemlos mit ein wenig Pressluft rausdrücken (Hand drüber halten! Ich weiss warum :twisted:)



    Nachtrag: die abgebildeten Teile einschließlich der Bohrungen sind im WHB NICHT beschrieben noch dass es einer Wartung davon bedarf!
    H.

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  • und hier die restlichen Bilder.


    Abschließend noch etwas zum Inspektionsumfang:
    WHB 3-21 besagt, dass die Funktion des Sekundär-HBZ zu prüfen ist - Bremssattel mit der Hand anheben / an Holm anpressen und das Hinterrad darf sich dann nicht mehr drehen lassen. Soweit Originaltext. Zwischen der Zeile heißt das natürlich auch, dass man die Freigängigkeit des Hinterrades nach diesem Test prüfen sollte. Klaro, oder? Hatte ich ja zweifelsfrei auch so gemacht. Aber was immer meinen "Schaden" ausgelöst hat, wäre auch mit der gewissenhaftesten Inspektion gem. WHB nicht feststellbar gewesen. Das kam per Zufall nach der ersten Tour in diesem Jahr wie der Blitz aus heiterem Himmel. Und den Kolben des Sekundär-Systems baut vermutlich niemand zu Wartungszwecken aus, bleibt eigentlich nur, zu irgendeinem Zeitpunkt, sagen wir mal 100 TKM, das ganze Gemüse prophylaktisch auszutauschen - und gut ist. Oder eben aus gegebenem Anlass :-?


    Horst


    Nachtrag: ich sehe gerade, dass ich die ca 3 mm Hauptbohung unter dem Kunststoffnöppel nicht abgebildet habe. Also in diesem "Brunnen" mit der Mikrobohrung liegt noch eine weitere Bohrung. Weiteres Bild ..... nachgeschoben


    Horst

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  • ...bleibt eigentlich nur, zu irgendeinem Zeitpunkt, sagen wir mal 100 TKM, das ganze Gemüse prophylaktisch auszutauschen...


    Bei halbwegs adequater Wartung würde über 100Tkm verteilt so einiges rechtzeitig erkannt und fällig werden...


    Zitat

    die abgebildeten Teile einschließlich der Bohrungen sind im WHB NICHT beschrieben noch dass es einer Wartung davon bedarf!


    Das erledigen common sense und Schulung des Mechanikers...


    Aber gut daß es noch Leutz gibt die sich mit ihren Fahrzeugen derart auseinander setzen GOO

  • ....wäre auch mit der gewissenhaftesten Inspektion gem. WHB nicht feststellbar gewesen.....


    Horst


    Solche Fehler sind schon seit Jahren bekannt.... das lupfen der Dichtmanschette gehört zum kleinen 1x1 eines Mechanikers, wenn denn der Kunde bereit ist mehr zu bezahlen.... (sagte ich schon mal.. you get, what you pay for? -%-)


    Die kleine Bohrung ist die Ausgleichsbohrung und die große Bohrung ist die Nachlaufbohrung... Funktion identisch wie im HBZ. Ein verstopfen dieser Bohrungen erfolgt in der Regel durch zu geringen Volumenaustausch von Bremsflüssigkeit beim Flüssigkeitswechsel (weniger als 0,25 ltr je Sattel/Bremskreis) oder durch Schmutzeintrag beim Flüssigkeitswechsel... oder durch zu lange Wechselintervalle....


    Es gibt noch mehr solcher neuralgischer Punkte, die im WHB im Rahmen einer Inspektion nicht vorgesehen sind.... elektrische Steckverbindungen, Lagerung Schwinge, Federbein, Gabelöl usw. usw.

    Wenn Freiheit überhaupt etwas bedeutet, dann vor allem das Recht, anderen Leuten das zu sagen, was sie nicht hören wollen.


  • ... Ein verstopfen dieser Bohrungen erfolgt in der Regel durch zu geringen Volumenaustausch von Bremsflüssigkeit beim Flüssigkeitswechsel (weniger als 0,25 ltr je Sattel/Bremskreis)
    ... oder durch Schmutzeintrag beim Flüssigkeitswechsel
    ... oder durch zu lange Wechselintervalle ....



    Soweit es mich und meine Maschine betrifft:


    Ersteres ganz gewiss nicht, seit ich die Wartung selbst mache, ist da literweise Bremsflüssigkeit durchgegangen, zudem in dem Zeitraum schon mehrfach System ganz geleert und frisch aufgefüllt;


    Zweiteres ebenfalls nicht, weil eher unmöglich (bei mir), aber der Abrieb der Kolbendichtung könnte die Ursache gewesen sein; evtl auch eine gewisse einseitige Verschleißerscheinung des inneren Kolbenrings. Der war etwas einseitig angeschliffen, unrunde Maßigkeit habe ich aber nicht feststellen können, vielleicht wars auch original schon so. Der äußere Kolbenring (zum Holm hin) hat dagegen ganz normal ausgesehen und war aber insgesamt um 0,05 mm untermaßig zur Verschleißgrenze, also ohnehin fällig zum austauschen;


    Dritteres schon mal gar nicht, siehe Ersteres und das alle Jahr ;-)


    Nicht hinter die Manschette geschaut zu haben, weil es von außen so schön sauber und gepflegt ausgesehen hat, ja, das muss ich mir selbst an die Backe nähen :oops: Kommt aber nie mehr vor 0))((0 versprochen! Wobei ich allerdings nicht den blassesten Schimmer einer Ahnung habe, wo der ganze Dreck unter der Manschette herkommen könnte. Das Teil liegt weder in direkter Spritzrichtung von Rad und Reifen. Und selbst wenn die Strömung von (Fahrt-)Wind und Wasser um den Holm direkt da drauf ginge, gibts noch keine schlüssige Erklärung dafür, wie das Zeugs unter die Manschette gelangt sein könnte - richtigen Sitz in der Zylinderbohrung vorausgesetzt, der innere Federring der Manschette war noch voll i.O..
    Aber egal, es war so und das nehme ich ja auch auf meine Kappe, habs ja schließlich auch bezahlen müssen :-?


    Mein Beitrag soll / sollte die werte Pan-Gemeinde auf diese Befindlichkeit der Bremsanlage aufmerksam machen, damit ein jeder darauf achte, selbst oder zur Beauftragung seines FHH. Denn dass der "Geschulte Profi" da seinen kostbaren Blick unaufgefordert drauf lenkt, halte ich mit Verlaub für ein Gerücht. Bestenfalls! *) Und wer's nicht weiss, kann noch nicht mal gegen Geld einen entsprechenden Auftrag erteilen und wenn der nicht erteilt ist, machts keiner. Eine Geschichte, die sich ewig im Kreis dreht.



    *) Durchschnittswert, erfreuliche Ausnahmen mags geben


    Gruß
    Horst

  • So, Ihr Pan-Freunde!


    Jetzt aber mal hurtig in die Puschen kommen und ernsthaft die "Ordnungsmäßigkeit" des Sekundären Hauptbremszylinders prüfen / überprüfen lassen.
    Immerhin hat Manfred meinen Beitrag zum Anlass genommen, zur Warnung und Anmahnung einen Link im Vara-Forum zu schreiben, da die Varas ähnlich oder gleich ausgestattet sind. Das sollte schon zu denken geben.
    Zeigt aber auch, dass Nichts so schlecht ist, als dass es nicht noch als abschreckendes Beispiel dienen kann :oops: !


    War heute auch nochmals auf sehr holprigen Straßen unterwegs, das heftige Schlagen des / der Bremssattel ist völlig verschwunden.
    Ich will damit nicht behaupten, dass schon bei leichtem Schlagen etwas im Busch ist, aber im Nachhinein betrachtet und unter Berücksichtigung der Tatssache, dass es nun nach der Reparatur nicht mehr auftritt, wird das heftige Schlagen schon in Zusammenhang mit dem sich anbahnenden Ausfall des Sek-HBZ gestanden haben.


    Ich habe meine Lektion gelernt, jetzt seid Ihr dran!


    Gruß
    Horst

  • Es ist immer wieder interessant Deine Beiträge zu lesen. Ich mag gar nicht daran denken, dass sowas einem "am Arsch der Welt" passiert. Da stehst Du dann da und suchst nach Horst seiner Telefonnummer ... Meine Überprüfung steht an, per PN.

  • ... Ich mag gar nicht daran denken, dass sowas einem "am Arsch der Welt" passiert


    ... na klar, Freitag nachmittags irgendwo in Rumäniens Wäldern und Bergen, kein Bier, kein Schnaps, kein Brot, kein Bett in Sicht, Bären rechts der Straße, Wölfe links der Straße ... wo und wann denn sonst? :twisted:


    Die paar Meter, die ich hin und wieder zurück gefahren bin, haben ausgereicht, der Bremsscheibe einen matt-blau-schillernden Firnis zu verpassen (hat sich inzwischen aber wieder weggeschliffen und verglast ist auch nichts); mit einfach mal Weiterfahren ist nichts!


    Zum Trost, über Nacht abgestellt, ist das Biest wieder aufgegangen und hat dann so getan als sei nichts gewesen. Das Besondere daran: nur mal kurz auf die Fußbremse gedrückt und sie war wieder zu und zwar mit den beiden äußeren Kolben, die eigentlich von der Servoleitung versorgt werden und die ist im Stand ja nicht aktiv :?::?::?:


    Nothilfe (da brauchste dann nicht mal für zu telefonieren):


    - Über den Handbremszylinder hats nicht blockiert !!! Weiterfahren wäre möglich trotz CBS. Halt bloß nicht auf die Fußbremse latschen - sonst gleiches Spiel an der nächsten Kurve ...


    - den äußeren (also hinteren) Entlüfter kurz öffnen, dass der überschüssige Druck abgelassen wird; ne Zange ist im Werkzeugsatz, besser ein 8er Ring-/Gabelschlüssel (auch drin??? oder hat man immer in der Hosentasche parat). Und einen Lappen, um die paar Tropfen Bremsflüssigkeit aufzusaugen, wird sich auch noch finden lassen, sonst muss das Taschentuch herhalten.
    **** IMMER vorausgesetzt, das Schadensbild ist dem Meinen gleich ****, was aber im Ereignisfall sehr wahrscheinlich ist, denn der Ursprung des Ungemachs ist ja nicht der Hintere Bremssattel an sich sondern der Sek-HBZ vorne links.


    Man sieht sich


    Gruß
    Horst

  • @ Horst,


    ich wäre dafür, Du bastelst Dir eine eigene Webseite oder abrufbare Datenbank mit Deinen Pan-Anleitungen und wir verlinken das im Forum. Ich habe die böse Ahnung, dass auch die bis jetzt eingestellten hilfreichen Beschreibungen im Laufe der Zeit im Nirwana der Forumshistorie verschwinden werden.

  • Da käme wieder der Ruf nach einem WIKI oder einem Repanleitungsfred ins Ohr... ;)

    Gruß, Hannes

    Der Weg sei das Ziel;
    Das Ziel ist im Weg;
    Weg mit dem Ziel!